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Die Mitarbeiter wollen Handlungsspielraum

Was angestellte Menchen an ihren Arbeitgebern schätzen
Veröffentlicht am 07.11.2018

(hhr) Was angestellte Menchen an ihren Arbeitgebern schätzen

Bild: luckybusiness – stock.adobe.com

 

Rund 15 Prozent der Beschäftigten in deutschen Unternehmen haben eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Gallup hervor, die Ende August veröffentlicht wurde. Im Gegensatz dazu weisen 14 Prozent, also rund fünf Millionen Arbeitnehmer, keine Bindung zum Unternehmen auf und haben bereits innerlich gekündigt. Nach jüngsten Berechnungen verursacht die innere Kündigung von Mitarbeitern dabei einen jährlichen, volkswirtschaftlichen Schaden von bis zu 103 Milliarden Euro.

Doch es zeigt sich ein leicht positiver Trend. 2012 lag der Wert von Mitarbeitern ohne Bindung zum Unternehmen noch bei deutlich schlechteren 24 Prozent. Die Studie, die seit dem Jahr 2001 jährlich von Gallup erstellt wird, gibt Auskunft darüber, wie hoch der Grad der emotionalen Bindung von Mitarbeitern und damit das Engagement und die Motivation bei der Arbeit ist. Dieser sogenannte Engagement Index zeigt, dass 71 Prozent der Beschäftigten nur eine geringere emotionale Bindung zum Unternehmen aufweist und Dienst nach Vorschrift machen.

Aufgrund niedriger Arbeitslosigkeit und einer guten wirtschaftlichen Entwicklung stehen Unternehmen immer stärker im Wettbewerb um Arbeitskräfte. Auf der anderen Seite wählen Arbeitsplatzsuchende und Wechselwillige genauer aus, bei welchem Arbeitgeber sie ihr Geld verdienen wollen. Neben der Höhe des Gehalts spielen bei der Entscheidungsfindung Zusatzleistungen eine wichtige Rolle. In vielen Stellenanzeigen wird deshalb von umfangreichen Sozialleistungen gesprochen. Dahinter verbergen sich Sonderleistungen, die über das geforderte gesetzliche Maß und tarifliche Pflichten hinausgehen. Dies können zum Beispiel eine firmenspezifische Betriebsrente, Sonderurlaubstage bei bestimmten privaten Situationen, eine firmeneigene Kinder betreuung, die Betriebskantine und anderes sein.

 

„In Zeiten des Fachkräftemangels müssen Unternehmen mehr tun, um gute Mitarbeiter zu halten und anzulocken“, so der Unternehmensberater Robert Zubcic. Der Geschäftsführer der Singener Unternehmensberatung Vorsorgeconcepte verweist auf Möglichkeiten, wie Mitarbeiter durch steuerfreie Zuwendungen an das Unternehmen gebunden werden können. Arbeitnehmern soll dabei über zusätzliche Leistungen ein höheres Netto-Einkommen ermöglicht werden. Und dies möglichst so, dass keine Zusatzkosten für den Arbeitgeber entstehen. „Es geht dabei um die Attraktivität als Arbeitgeber und gleichzeitig um die Motivation der Arbeitnehmer“, sagt Zubcic. Von Warengutscheinen und regelmäßigen Einzahlungen auf Prepaid-Kreditkarten der Mitarbeiter, über Restaurant-Schecks und die Übernahme von privaten Handykosten bis hin zur betrieblichen Altersvorsorge und zu betrieblichen Krankenzusatzversicherungen mit Chefarzt-Behandlung reicht laut Zubcic die Palette der Leistungen, mit denen Arbeitgeber das Entgelt der Mitarbeiter steuerfrei optimieren können. Zusammen mit Unternehmen entwickelt Zubcic dazu Konzepte, klärt diese rechtssicher mit den Finanzämtern ab und betreut die Umsetzung, damit sich der Mehraufwand für Unternehmen in Grenzen hält.

Doch Geld allein macht nicht glücklich. Auch nicht im Berufsleben. Und so weisen immer mehr Untersuchungen darauf hin, dass Löhne und Gehälter nur Kriterien unter mehreren bei der Auswahl des Arbeitgebers sind. Für die Verfasser der Gallup-Studie entscheidet neben der Bindung zum Unternehmen, maßgeblich die Unternehmenskultur über den wirtschaftlichen Erfolg. Und diese hänge neben dem Verhalten der direkten Führungskraft entscheidend davon ab, wie schnell Unternehmen sich auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen. Dazu gehören laut Gallup mehr Handlungsspielraum für den einzelnen Mitarbeiter, eine größere Eigenständigkeit, die bessere Zusammenarbeit und Mut für Neues.

Stefan Huf, Professor für Personalmanagement und Mitarbeiterführung, an der DHBW Stuttgart, warnt davor, die Frage nach einem guten Arbeitgeber pauschal zu beantworten. „Unterschiedliche Mitarbeiter erwarten höchst unterschiedliche Aspekte von einem Arbeitgeber“, sagt Huf deutlich. Im SÜDKURIER-Interview erklärt er, dass die Arbeitsstelle dann als gut empfunden werde, wenn das „Anreiz-Beitrags-Verhältnis“ persönlich als gut empfunden wird.

Da Unternehmen im Wettbewerb um Arbeitskräfte stehen, ist von Arbeitgeberseite jedoch Engagement gefragt. Die oft genannten Anforderungen an Unternehmen sind flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice-Regelungen, aber auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Zudem wollen Mitarbeiter sich vermehrt beruflich und persönlich weiterentwickeln und die eigenen Fähigkeiten voll einbringen.

Um als Arbeitgeber für neue Mitarbeiter attraktiv zu sein, arbeiten immer mehr Unternehmen deshalb daran, sich systematisch ein modernes Image aufzubauen, das Fachkräfte anlocken soll.


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